10.10.2016


Italien, Spanien, Frankreich 2015



Teil 1

27.09.2015

Wir starten auf der mit Topcase und Packtaschen vollgeladenen Suzuki Bandit in unseren Urlaub - Ziel ist die Toskana. In Deutschland ist es teilweise etwas kühl. Über Sinsheim-Bretten-Pforzheim fahren wir in Richtung Süden. Genug vom Zittern machen wir nach gut 200 Kilometern erste Station in... ... Donaueschingen. Es ist zum Teil noch genau so, wie ich es aus Kindheitstagen in Erinnerung habe. Allerdings nur im Kernbereich. Alles, was irgendwie etwas außerhalb liegt, sagt mir absolut nichts. Aber damals war ich auch nicht sehr mobil und nur in einem eingeschränkten Radius unterwegs. Aber in diesem Bereich - Schulweg und Park - in dem ich früher eben unterwegs war, habe ich noch Vieles erstaunlich genau gekannt und gewusst. Unsere Unterkunft sehr stylisch vom Ambiente aber leider ohne Heizung und mit dürftigem Frühstück und daher nicht preisgerecht. Doch wenigstens im Zentrum, so dass wir meinen altbekannten Radius gut zu Fuß ablaufen konnten :-)

Zur Überwindung der Alpen wählen wir die Strecke durch den Gotthard-Tunnel, obwohl ich Tunnels auch mit dem Auto schon nicht liebe. Dieser hier hat auch noch eine Länge von über 17 km. Aber dieses Mal ist es ausgesprochen angenehm im Inneren und es war eine Wohltat durchzufahren. 27° C!!!! Nächstes Etappenziel ist der Lago Maggiore und wir tangieren ihn dieses Mal östlich. Übernachtet wird also am Ostufer in einem sehr italienisch provinziell und urtümlich wirkenden Hotel. Das Frühstück ganz persönlich für uns und wesentlich ansprechender als in vorherigem Hotel. Den Namen des Ortes haben wir uns allerdings nicht gemerkt.

Die Weiterfahrt führt durch den Landstrich "Piemont". Die berühmten Kirschen sind uns nicht aufgefallen. Wohl aber zahlreiche Felder mit dicht angepflanzten Getreidehalmen in einer irritierend starken gelborangen Färbung. Gibt's bei uns nicht. Habe im Vorbeifahren nur die feinen Ähren gesehen, aber nicht erkennen können, was genau das ist. Habe aber gleich an Reis dabei dedacht und nun gegooglet. Stimmt! Die bauen hier tatsächlich Reis an. Was ich aber nicht herausfinden konnte, ob die in geometrischen Formen angelegten Plantagen mit fein säuberlich aufgereihten Bäumen nun Pappelplantagen oder Seidenraupenzuchten sind. Oder ganz etwas anderes :-) Drollig war nicht nur die auffällige akribisch wirkende Anbauweise, sondern dass sie wie mit dem Stil in die Erde gesteckte Flaschenbürsten aussahen. An der Küste angekommen sind wir nun erst mal in Arenzano angekommen.



Arenzano liegt ein Stückchen westlich von Genua an der Küste. Wir haben ein Hotel direkt an der Uferstraße gefunden, mit kleinem Balkon und Sicht auf Meer und Genua. Direkt daneben total schnuckeliges Altstadt-Flair mit putzigen schmalen Gässchen in einer Minute zu erreichen.



Dort haben wir uns Trauben und Zwetschgen für unser Abendessen auf dem Hotel-Balkon geholt und haben dabei diesen Ausblick:



Das "aussichtsreiche" Abendessen auf dem Balkon des Hotelzimmers wurde erkauft mit einem miserablen Frühstück. Nur ein Minibrötchen gab es noch für Norbert, keine Wurst mehr, nur noch einige wenige Stiftchen irgendeines Käses, keine Eier, keine frischen Sachen wie Tomaten oder Gurken. Das Obst: einzig Äpfel (Golden Delicious - Bäh!) und Dosenananas. Kaffee nur auf Anforderung und selbst heißes Wasser für den Tee musste man bei der Servicekraft anfragen.

Mal sehen, ob die Italiener ein grundsätzlich anderes Verständnis von Frühstück haben als wir. Bei den Franzosen darf man in dieser Hinsicht ja auch nicht allzu viel erwarten.

Zum Aufladen des Gepäcks auf das Motorrad holte Norbert dieses von hinter dem Hotel zum Fronteingang. Ohne Helm. (Abends hat er zum Abstellen für den selben kurzen Weg diesen wegen der ital. Polizei explizit aufgesetzt.) Und, wie es der Zufall will, fährt in genau dem Augenblick, in dem Norbert um die Ecke kommt, ein Polizeiwagen an genau dieser Stelle vorbei. Norbert lässt sofort die Füße am Boden und "schiebt" das Motorrad aber das Polizeiauto verlangsamt schon die Fahrt und sucht einen Platz zum Anhalten. An diesem stehe aber schon ich - mit Packtaschen und Helmen - wartend auf Norbert. Zum Glück, denn das scheint die Polizisten gnädig zu stimmen und sie überlegen es sich anders und fahren weiter. Puh!

Nun geht es los - weiter in Richtung Toskana. Wenige hundert Meter vom Hotel entfernt beginnt das eigentliche Genua. Weltkulturerbestadt. Denkste! Die Stadt scheint nur aus Autos zu bestehen, aus noch mehr Zweirädern und viel "Policia". Oder "Caribinieri". Hellblaue Ortspolizei, schwarze Carabinieri, weiße Policia mit roten oder mit blauen oder mit grünen Streifen. Wir blicken da nicht wirklich durch. Nach dem Erlebnis am Morgen bleibt aber ein ungutes Gefühl. Bei uns in Deutschland gibts wohl keine Polizei-Präsenz mehr, weil die alle hier sind ;-)

Genua zeigt sich uns hier von einer tristen und trostlosen Seite. Der Platzmangel zwischen Gebirge und Meer fordert seinen Tribut und jedes Fleckchen ist doppelt und dreifach ausgenutzt. Zahllose und ebenso gesichtslose Häuserblocks reihen sich aneinander - teils seit Jahren nicht mehr schönheitsbehandelt und das einzig Freundliche sind die gut bestückten Wäscheleinen, die viel über ihre Besitzer erzählen. Ebenso zahllos und gesichtslos scheinen die Einwohner dort zu sein, die mit einheitlich verdrießlichen Mienen umher eilen oder an Haltestellen auf den Bus warten. Ich kann auch nicht recht ergründen, warum mir hier alles viel trockener und staubiger vorkommt, als in Deutschland. Ist es wirklich so? Oder bewirken die ausgeblichen Fassaden oder Teppiche von rostfarbenen Piniennadeln an den Straßenrändern diesen Eindruck?

Zudem erfordern die italienischen Verkehrsteilnehmer in "Genova" unsere volle Aufmerksamkeit und dieses Chaos, verbunden mit der verwirrenden, weil einfach stellenweise nicht vorhandenen, Beschilderung raubt uns jegliche Geduld und die Neugier auf eine "Via Garibaldi" oder "Piazza De Ferrari" hält sich in Grenzen. Wer hat unter solchen Umständen Lust auf Kultur? Wir haben nur einen Gedanken: "Wir wollen HIER RAUS!"

Doch Genua will einfach nicht enden und nach mehreren unfreiwilligen Zickzack-Routen (an der einen Kreuzung: ah, da gehts ja nach La Spezia... an der nächsten: oh, wo ist nun das Schild hingekommen?) durch vollgepfropfte Straßen und tausender uns von allen Seiten überholender Mofa-Roller :-( wird es endlich etwas Verkehrs-ruhiger. Die Hoffnung stirbt bekanntlich zum Schluss und wir tuckern mit 30 km/h endlose idyllische Küstenstraßen-Kurven entlang. Idyllisch? Küste? Ja, wenn man Zeit hätte, sie anzuschauen. Aber keine Chance bei italienischen Fahrgepflogenheiten. Etliche Déjà-vu-Kurven später (hmm... an jeder zweiten Kurve denke ich - hier war ich doch eben, oder? Nein, sie sieht nur so aus die wie Kurve vor zwei Kurven...) beschließen wir, nachdem wir gerade mal 80 km in 5 Stunden zurückgelegt haben ganz entnervt die "Autostrada" zu nehmen, spendieren dem italienischen Straßensystem 8,20 Euro und legen in einer halben Stunde den Weg von zuvor drei zurück.

Die Autobahn führt durch viele Tunnels, noch zahlreicher als die der Küstenstraße zuvor. Jedem Tunnel haben die Italiener liebevoll einen Namen gegeben. Tunnel heißt "Galleria" und mir kam in den Sinn, dass die Galeria Kaufhof dadurch eine ganz andere Bedeutung bekommt (auch wenn sie nur mit einem "l" geschrieben wird ;-) ). Nicht ganz klar ist mir auch, was auf italienischen Rasthöfen so passiert. Da steht immer ganz groß "Autogrill" drüber. Es gibt Holzkohle-Grills, Gas-Grills, Elektrogrills... Hmmm?! ;-)

Auch auf diesem Weg zeigt sich, dass die Italiener wohl ein Faible für Bürsten-Arragements haben. Ob die Flaschenbürsten-Felder in Piemont, oder die Feder-Staubwebel-Palmen an den Küstenstraßen und Promenaden oder - wie hier - ganze Baumreihen auf Bergkämmen. Letztere erinnern allerdings mehr an dünnstielige Toilettenbürsten als an Flaschenbürsten...

Rechts der Autobahn verschwinden langsam die Berge der Küstenregion und machen einer ähnlich langweiligen Landschaft wie bereits in der Po-Ebene (Piemont und Lombardei) Platz - ganz im Stile der Rheinebene oder Norddeutschlands. Aber mehr Kopfzerbrechen macht mir das Gebirge linkerhand. Kahle ( = hohe) Felsenberge in der Toskana? Ich hoffe, die verschwinden bald, denn auf Gebirgstouren habe ich keine Lust: 1. zu viele Kurven + 2. zu kalt.

Schließlich kommen wir nach Marina di Massa und finden ein Hotel, wieder mit Balkon und Blick aufs Meer. In dieser Beziehung haben wir echt Glück. Umweit davon gibt es einen Mini-Markt,in dem wir unser Abendessen einkaufen und genießen dieses und den Sonnenuntergang im Meer auf dem Hotelzimmer-Balkon.





Das erste "toskanische" Frühstück war um Welten besser als das vorherige im ligurischen Hotel. Also ganz so schlecht ist es doch nicht um die Frühstückskultur hier bestellt. Nur solche Sachen wie Gurken und Tomaten scheinen nicht auf den Frühstückstisch der Italiener zu gehören.

Nachdem wir noch einem Pärchen Bälle beim Kreisedrehen im hoteleigenen Pool beobachtet haben, machten wir uns wieder auf den Weg weiter in die Toskana. Ziel: Pisa, mit Zwischenstopp in Lucca. Lucca wurde uns von den Nachbarn empfohlen, die erst kürzlich eine geführte Reisetour durch die Toskana gemacht hatten. Wieder erging es uns nicht besser als am Tag zuvor bei der Fahrt durch Genua. Zickzackfahren. Endlich einen Wegweiser nach Lucca gefunden. Dann an den nächsten Kreuzungen kein bisschen Hinweis zu finden. Norbert fährt nach Himmelsrichtung und immer wieder einmal taucht ein verstecktes Schildchen mit dem Namen "Lucca" auf. Es scheint uns immer wieder in andere Richtungen zu gehen. Norbert spottet, Lucca sei wohl das Bielefeld Italiens - die Stadt die nicht existiert. ;-) Inzwischen sind wir nur noch wenige Kilometer entfernt von Pisa. Von Lucca immer noch keine Spur. Also beschließen wir, Pisa vorzuziehen und fahren in die Stadt hinein.



Intuitiv punktgenau parkt Norbert das Motorrad wenige Meter entfernt von Kathedrale und schiefem Turm. Dieser stahlt in einem hellen Weiß. Von vor 45 oder 46 Jahren hatte ich ihn grauer in Erinnerung. Wahrscheinlich wurde er gerade erst für den Winter vorbereitet und frisch abgedampft :-) . Wir mischen uns unter die Touristenmenge (Es wimmelt und wuselt überall - wie mag das nur zu Hochsaison-Zeiten sein?),



Haufenweise verrückte Fotos knipsende Touristen,...



...und sie ...



... wirken alle ...



... irgendwie glücklich.



Wir lassen uns alle paar Meter von einem Selfie-Stab-Verkäufer anquatschen, knipsen ein paar Fotos (nicht Postkarten-tauglich),









drehen eine kleine Runde durch die naheliegenden Gässchen und haben genug Pisa-Kultur getankt.

Also weiter nach Lucca,



das sich nun auch endlich finden lässt. Es ist vollgestopft mit Verkehr, wie scheinbar alle italienischen Städte mit einer nennenswerten Größe. Interessant ist hier nur der alte, von einer mächtigen Backsteinmauer umgebene alte Stadtkern. Von den begeisterten Ausführungen unserer Nachbarn wohl mit zu viel Erwartung angegangene Besichtigung fällt etwas ernüchternd aus. Ja, die Breite der Stadtmauer ist gigantisch und es beeindruckt, dass dort Reihen mächtiger Bäume und ganze Parkanlagen (zum Entspannen



Platz finden. Doch die Breite ist so groß, dass der Ort stellenweise schon gar nicht mehr als Stadtmauer wahrgenommen wird. Die Parkflächen bestehen überwiegend aus kurz gehaltenen Grasflächen, ebenso wie der ausgedehnte Graben außerhalb und büßt daher viel von einer romantischen Ausstrahlung ein. Das Städtchen an sich zeigt die mittelalterliche Platzbeschränkung innerhalb der Mauern und die Bauten scheinen uns hier besonders hoch geraten zu sein. Leider geht das altertümliche Flair etwas in der Touristenhektik unter. Im Nachhinein stellen wir fest, dass wir den wichtigsten Platz (am "Anfiteatro") nicht besucht haben. Vielleicht hätte das alles andere in den Schatten gestellt.

Auch hier noch ein paar Fotos für Sichtweisen jenseits der Reiseführer-Bildchen.


Auf dem Schild steht: Bin gleich wieder da!



Lucca'er Straßendeko



Verkaufsauslage für die Maffia



Und hier die Verkaufsauslage für alle anderen.



genug Sightseeing - auf gehts Richtung Volterra.



Dieses erreichen wir etwas zügiger und direkter als unsere vorherigen Ziele. Volterra liegt ziemlich hoch und uns empfängt ein kalter Wind. Wettertechnisch haben wir entgegen der Vorhersagen doch nicht so die günstigste Zeit erwischt.

Auch hier wieder mittelalterlich enge Bauweise, allerdings mit weniger hohen Gebäuden. Ebenfalls weniger: Der Tourismus. Das lässt mehr Raum für das historische Ambiente und es gefällt uns hier ausgesprochen gut. (Wenn es nur nicht so unfreundlich kalt wäre.) In einem echt urigen Minicafe gönnen wir uns zum Aufwärmen einen Café Latte.



Ich bekomme sogar Erdnüsse zu meinem Kaffee! An der Wand hängen jede Menge Fotos



von Menschen in den verschiedensten Winkeln der Erde mit dem Logo des Café's auf dem T-Shirt. Coole Idee!
Die Aussicht von der Stadtmauer (mit normalen Ausmaßen) ist der Höhe entsprechend absolut imposant und die Übersicht reicht bis zum Meer. Schade nur, dass die Umgebung hier wirkt wie eine einzige riesige Baustelle. (Der Kraichgau ist wesentlich schöner, auch im Herbst.) Die Felder sind umgepflügt und durch die leicht hügelige Landschaft kann man sich des Eindrucks einer eben erst begonner Aushub einer Baugrube nicht erwehren. Dieser Eindruck verflüchtigt sich auch bei Abfahrt aus Volterra keineswegs. Diese Gegend gefällt uns nicht, da sind wir uns einig. Auch, dass wir lieber wieder zurück zum Meer wollen, das wenigstens irgendwie ein Gefühl von Urlaub vermittelt. Allerdings sind wir in dieser Mega-Baustelle wieder einmal auf der Suche nach dem richtigen Weg. Wenn auch verkehrstechnisch wesentlich ruhiger als in den Städten, kommen wir mit der hiesigen Art der Beschilderung nicht zurecht. Nach zwei endlos scheinenden Schleifen über nichtssagende weit abseits liegende Orte sind wir immer noch erst vier Kilometer von Volterra entfernt. Zu guter Letzt gelangen wir doch noch über die größere Landstraße an das Meer zurück. Die Straße endet im Küstenörtchen "Cecina". Nicht besonders hübsch, doch bekommen wir in einem wenige Meter vom Strand entfernten Hotel



wieder ein Zimmer (in der vierten Etage) mit Balkon und direktem Meerblick.

Die Promenade ist weitgehend menschenleer. Einerseits ein Zustand, der uns besser gefällt als die von Touristen überlaufenen Stellen, aber mit andererseits der Folge, dass hier schon der überwiegende Teil der Geschäftchen und Gastronomie dicht gemacht hat. Das wirkt ein bisschen trostlos. Der Frühstücksraum ist ein Stockwerk über dem unsrigen mit einem fantastischen Weitblick über Strand und Meer. Das Frühstück wirklich üppig und die Auswahl an süßen Brotaufstrichen so groß wie wir sie noch nirgends gesehen haben. Und nicht nur die Anzahl ist beachtlich sondern auch die Art. Es sind inklusive Nutella, Ahornsirup, außergewöhnliche Konfitüren und verschiedener Honigsorten allesamt kleine Portionsgläschen, keine Plastikverpackungen. Süß! In doppeltem Sinne!

Da wir heute keine Lust auf Eile und Packen haben und auch das Wetter zum Fahren nicht gerade einläd, beschließen wir, eine Nacht anzuhängen und unseren Köpfen heute den Helm zu ersparen. Selbst Norbert treibt es nicht auf's Bike, denn seither hat ihn die Toskana in Sachen Fahrgenuss nur enttäuscht. Entweder sind die Straßen zu eng, kleinkurvig, unübersichtlich, in schlechtem Zustand oder bei halbwegs schöner Strecke auf 30 und 50 km/h begrenzt. Das lässt kein Bikerherz höher schlagen.

Nach dem Blick auf die Wetterkarte war das Verweilen hier aber eventuell doch kein so weiser Entschluss, da überall um uns herum sonnig zu sein scheint, und sich nur hier über uns ein Regengebiet festgesetzt hat. Wir hätten uns gleich nach dem Frühstück aufmachen sollen um dem Wetter davon zu fahren. Aber nun sitzen wir halt hier im Zimmer mit unseren Laptops und haben uns zwischenzeitlich einen Spaziergang im Pinienwald



und einen Kaffee in der gegenüberliegenden "Bar il Sole" genehmigt.



Wenigstens ein bisschen Sonne, wenn auch nur im Namen ;-)

So.Nach einer längeren Zwangspause - reise- und schreibtechnisch gesehen - geht es nun weiter. Wir hängen noch einen zusätzlichen Tag an, weil bei den ständig wiederkehrenden Regengüssen weder Motorradfahren Spaß macht noch Sideseeing. Auch mit dem PKW wäre es nicht wirklich erstebenswert, die Gegend zu erkunden. Also genießen wir erst einmal ein weiteres Frühstücksbuffet,



das ausschließlich für uns aufgebaut worden zu sein scheint (wir sind die einzigen Gäste im Frühstücksraum) und verbringen weitere heftige Regenschauer im Hotelzimmer. Vom Zimmer aus beobachten wir das erstaunliche Phänomen, dass die Regenmassen es sogar fertig bringen, Schneisen in den Sandstrand zu schwemmen, obwohl doch gerade in Sand das Wasser eigentlich besonders schnell versickert.

Der Wetterbericht für die Toskana und die Gegenden der vorgesehen Route nach Hause sind nicht prickelnd. Toskana-Temperaturen so um die 20-21°C, Schweiz und Süddeutschland regnerisch und kalt. Diese Zukunftsaussichten ergänzt durch die trüben Aussichten auf den mit dem Meer grau in grau überfließenden Horizont, lassen uns die verrücktesten Gedanken denken und kreieren ausgefallene Einfälle, die dann tatsächlich verrückte und ausgefallene Taten folgen lassen. Mehr dazu aber erst später. Als es am Nachmittag aufklart, machen wir uns auf in den ca. dreieinhalb Kilometer weit entfernten Stadtkern von Cecina.



Dieser wird als beste Einkaufmöglichkeit zwischen Livorno und Grosetto bezeichnet. Eine schnurgerade Straße, ebenso aufregend wie kurvig, führt vom "Marina" (dem strandnahen Teil des Städtchens) in die "City". Eine sehr spannende und abwechslungsreiche Wanderung also ;-). Tatsächlich gibt es viele Boutiquen und Geschäftchen. Wir besorgen uns etwas Obst (das hier wirklich günstig und gut zu bekommen ist - ein Pluspunkt für Italien immerhin) und machen "Siesta" auf einem der kleinen "Plazas". Dabei stellen wir zum wiederholten Male fest, wie spektakulär Cecina - nicht - ist.

Leider funktioniert nach unserer Rückkehr ins Hotel die Internetverbindung nicht mehr und so bringt es sowohl unseren Urlaubsblog als auch die Organisation unser weiteren Urlaubsreise ins Stocken. Wir müssten über die Hotelrezeption einen Ausdruck erstellen lassen, den wir dringend zur Ausführung unserer Pläne brauchen. Dieses wird auf den folgenden Morgen vertagt, in der Hoffnung, dass die Bemühungen des Hotelpersonals Früchte tragen und der Internetzugang wieder hergestellt ist. Für den nächsten Tag setzen wir Florenz



als letztes toskanisches Zwischenziel fest, mit Hinweg über die Umgebung von Siena. Dort soll die Erde ja eine ganz spezielle Farbe haben (wer erinnert sich noch an seinen Wasserfarb-Kasten aus der Grundschulzeit und die Farbbezeichnungen darin?). Endziel für diesen Tag ist dann das unspektakuläre Livorno, allerdings für uns aus aus einem recht spektakulären Grund.

Am Abreisetag aus Cecina genießen wir das Meerblick-Frühstück in etwas verkürzter Form und sind total erleichtert, dass die Rezeption unsere benötigten Daten zum Ausdrucken via Mail doch noch empfangen konnte. Wir verstauen diesen Schatz gut im Topcase und machen uns auf dem Weg nach Siena -wo wir allerdings nicht ankommen, weil wir an der Abzweigung Richtung Florenz sowohl bereits wieder die Nase voll haben von den schlechten Straßen der Toskana, die das Vorankommen sehr zäh machen, als auch genug "Siena-Erde" gesehen haben. Sie erinnert stark an die Farbe der Frolic-Ringe (kennt ja jeder aus der Werbung :-) ) - durch die weißen Sprenkel, von der sie durchsetzt wird. Allerdings bringt die grobe Bodenbearbeitung eher eine Assoziation der besagten Ringe mit sich, die den Hund bereits wieder verlassen haben... Möglicherweise wird die Färbung ja noch intensiver, je weiter man sich Siena annähert, doch für diese Vorstellung reicht unsere Phantasie aus.

Also keine weitere Verzögerung mehr und ab auf die Autobahn nach Florenz. Diese ist zu unerer Freude sogar gebührenfrei - was wahrscheinlich damit zusammenhängt, dass sie eher im Zustand einer gewöhnlichen zweispurigen Bundesstraße ist. Aber nach den vorherigen Strecken eine echte Wohltat! Schon im Randgebiet von Florenz geht es mit Stopp and Go nur kriechend voran, aber dank Norbert's hervorragend funktionierendem Orientierungssinn ist der Abstellplatz für unser Bike nur zwei Ecken entfernt von der riesigen Markthalle, die uns unsere Nachbarn wärmstens empfohlen haben. Das entschädigt für die mühsame Anfahrt. In der unteren Etage



der Halle drängen sich dicht an dicht Markstände mit den verschiedensten Produkten aus der italienischen Landwirtschaft: Obst und Gemüse natürlich, Fleischprodukte, Fisch und Meeresfrüchte, Nüsse, Pilze, Öle, Alkholisches.... ganz ähnlich wie in der Stuttgarter Markthalle. Allerdings gibt es hier in der oberen Etage nicht nur eine Galerie, sondern ein volles Stockwerk. Dieses ist komplett der Gastronomie vorbehalten und vollgestopft mit Tischen, Stühlen und Bänken, die allesamt besetzt sind.



An den Ständen stehen mehr oder weniger lange Schlangen der Hungrigen, um sich mit Essbarem zu versorgen. Wir drehen aber nur eine Runde und erstehen bei einem Stand im unteren Stock (voll süß - älterer Italiener, persönliche Dinge an der Wand, wie ein Zuhause)



Zwetschgen und Erdbeeren, die sich trotz der etwas blassen Farbe als sehr aromatisch erweisen und die wir auf den Stufen der Basilica di San Lorenzo sitzend verzehren. Hier ist die Menschenmasse - so zwischen denen des Marktes und der Piazza del Duomo - in einem erträglichen Umfang. Ein paar Meter weiter allerdings beginnt dieser Platz um die Kathedrale Santa Maria del Fiore



und ebenso das Gedränge vieler tausender Touristen. Wir lassen uns vom Strom der Schaulustigen durch die Kathedrale mitnehmen,



"Oma" gibt es leider nicht.

und bis zur Ponte Vecchio treiben. Hier allerdings wird es uns dann doch zu eng und wir machen uns auf den Rückweg zum Motorrad. Auf dem Weg dahin wollten wir uns noch eine Kugel Eis gönnen, haben aber davon abgesehen, weil uns diese dann doch keine 6 € wert war.

Es gibt sogar Eisberge mitten in Florenz.



Nachdem wir das gröbste florentinische Verkehrsgewirr stadtauswärts hinter uns gelassen hatten, planten wir, die Landstraße nach Livorno zu nehmen. Doch wieder einmal hat es das italienische Beschilderungs-System geschafft, uns an der Nase herum zu führen und uns die kostenpflichtige Autobahn entlang zu führen. Immerhin erreichen wir so komfortabel und ohne Zwischenfälle die Hafenstadt. Genau diese Funktion ist es nämlich, weshalb wir trotz der sehr öden landschaftlichen Umgebung Livornos, diesen Ort ansteuern. Livorno hat einen Hafen!

Den suchen wir dann auch noch bevor wir uns in Livorno selbst umsehen, um genau zu wissen, wohin wir am späten Abend fahren müssen. Das Hafengelände ist schnell gefunden, aber einen Check-in Punkt oder gar ein Gebäude der "Grimaldi-Lines" ist nicht auszumachen. Die Adresse, die wir schließlich von "Tante Google" gezeigt bekommen, befindet sich exakt mitten an einer sehr langen Mauer. Weit und breit kein Mensch zu sehen. Wie gut, dass wir so rechtzeitig da sind, sonst wären wir jetzt ganz schön in Hektik! Glücklicherweise patrolliert eine Policia in diesem Augenblick durch die Straße und auf meine Frage nach dem richtigen Weg hin leiten sie uns sogar persönlich an den gesuchten Ort. Auch wenn wir laut unseren Unterlagen noch vier Stunden Zeit zum spätesten Einchecken haben, erledigen wir dies sofort. 21:30 Uhr sollen wir wieder an Ort und Stelle sein, damit uns der Guide an den Anleger führen wird. Prima, erledigt! Also auf bis dahin nach Livorno. Von dieser Stadt, in der ich als Grundschulkind bereits gewesen bin, habe ich als Erinnerung nur noch einen Platz mit Gras und Palmen und ein Kiosk (in dem ich seinerzeit ein winziges Wörterbuch kaufte, das ich Jahrzehnte aufbewahrte, bevor ich es entsorgte. Diese Reise wäre der ideale Zeitpunkt gewesen, es zu verwenden... Dumm gelaufen!). Auch Livorno ist völlig überlaufen und die Straßen verstopft, aber wir finden zumindest einen Platz, auf den meine Beschreibung zutrifft.



Ein Kiosk aber nicht. Nach einer kleinen Stärkung, bei der wir drei Biker aus der Steiermark kennen lernen, machen wir uns wieder zum Hafen auf, an dem wir kurz nach 21:00 Uhr eintreffen. Der "Sammelplatz" ist ein unscheinbarer und nichtssagender Platz, ohne Markierungen, Hinweisschilder oder anderen Erkennungsmerkmalen. Außer uns sind noch (nur) zwei PKWs dort. Beim Einchecken hatten wir beobachtet, wie speziellen, roten Autos immer wieder einer Gruppe der Reisenden mit ihren Fahrzeugen, die zuvor auf dem Platz gewartet hatten, vorausfuhren. So ein spezielles Auto kam auch jetzt und die beiden PKW schlossen sich an. Es war nicht erkennbar, für welche Überfahrt dieser Guide die Fahrgäste abholte. Da es noch nicht 21:30 Uhr war, konnte das ja nicht für uns gelten, so dachten wir. Da aber außer außer uns sonst niemand mehr da war und auch keiner mehr kam und das Check-in-Personal begann sich für den Feierabend zu richten wurden wir langsam unruhig und fragten erneut nach unserem Guide. "Der käme in wenigen Minuten", hieß es. Doch es bleib spannend und als sich auch etliche Minuten später nichts tat, wurde den Bediensteten wohl klar, dass kein Guide mehr kommen wird. Also wies uns einer von ihnen an, ihm zu folgen und brachte uns - auf seinem Heimweg sozusagen - noch an der Fähranlege-Stelle vorbei. Puh! Nochmal gut gegangen. Wenige Minuten später durften wir dann mit den restlichen paar noch Wartenden unser Motorrad auf die Fähre bringen und selbst an Bord gehen.



So! Vor dem Verlassen des italienischen Festlandes noch kurz ein Toskana-Resumée:
Landschaft: Weniger schön als erwartet. Kein "WOW-Effekt". Ist wohl gerade die falsche Jahreszeit. Leider nur 150 Meter Landstraße mit Zypressen gefunden (die malerischen, zypressengesäumten Straßen, die wir entlang zu gleiten erhofft hatten, gibt es zwar, sind aber allesamt Zuwege zu Privatanwesen oder Hotels gewesen).
Frühstück: im Gegensatz zu deutschen Verhältnissen im Hotelpreis inbegriffen und weniger schrecklich als erwartet. Im Großen und Ganzen sogar recht gut.
Straßen: meist katastrophaler Zustand, für uns nicht hilfreiche Beschilderung, oft Beschränkungen und wenig Fahrspass
Städte: romantische Altstädte, viel Kultur, ab einer gewissen Größe jedoch hoffnungslos überfüllt
Wetter: nicht der Jahreszeit entsprechend und unfreundlich
Also nicht schwer nachzuvollziehen, dass wir kurzfristig unsere Pläne geändert haben, zudem der Wetterbericht für die Strecke unseres Heimweg Übles orakelt.
"Wo ist das beste Wetter in erreichbarer Nähe?", haben wir uns gefragt. Und eine Antwort gefunden:

Barcelona, wir kommen!!! (So, nun ist die Katze aus dem Sack! :-) )

Teil 2