11.10.2016


Italien, Spanien, Frankreich 2015



Teil 2

05.10.2015
Anreise per Fähre (erstaunlich günstig!) - Dauer der Überfahrt: 22 Stunden - Abfahrt 23:30 Uhr. Das ist der "Rezeptions-Bereich" in der Fähre.



Gebucht: sogenannte "Pullman-Sitze" zum Verbringen der Nacht. Nummer 201 und 202. Es sind die ersten beiden Sitze in der vordersten Reihe - und wir denken erst einmal: "Hurra! Platz zum Füße ausstrecken und direkt gegenüber der Fluchttür." Bis uns klar wird, dass wir wohl die einzigen beiden Deppen sind, die Geld für diese Plätze bezahlt haben. Um uns herum lauter dunkelhäutige Männer, die, ausgestattet mit Decken und Kühltaschen, teils auf dem Boden liegen, und teils ganze Sitzreihen quer zum Schlafen einnehmen. Es schnarcht hier und brabbelt dort... Alles wohl mehrfach Fähr-Reisende, die wissen, dass hier immer frei ist und niemand Karten dafür sehen will. Die Sitze sind unbequemer als erwartet und mit dem Gedanken, die nächsten 22 Stunden hier zu verbringen können wir uns nicht so recht anfreunden. Zudem hat sich Norbert's Hüsteln zu einem richtigen Husten ausgewachsen und er fühlt sich ziemlich schlapp. Also erstehen wir ein "Upgrade" und gönnen uns eine kleine Kabine, in der wir wesentlich entspannter und ungestörter die Nacht - Norbert zur "Genesung" auch den überwiegenden Teil des folgenden Tages - verbringen. Mein bevorzugter Aufenthaltsort tagsüber ist das oberste Deck.

(Reiseblogtechnisch geht auch hier leider nichts weiter, da weder Laptop greifbar noch WiFi verfügbar.) Angeleht an eine schräge Schiffswand strecke ich die Beine auf dem warmen Metalldeck aus und lasse mir die frische Meeresluft um die Nase wehen.



Nur ab und an gibt es eine kurze Störung durch Vorbeilaufende (da hier weder Stühle noch Bänke sind verirren sich nur wenige hier hoch, und wenn, dann nur um kurz mal aus's Meer zu schauen). Also außer dem Dröhnen des Fährmotors und jeder Menge Wasser drum herum - nix und (fast) niemand! Auf der Fähre ist alles für die überwiegend arabischen und muslimischen Reisenden eingerichtet. Broschüren, Hinweisschilder und Plakate sind in hauptsächlich in arabischer Schrift, das TV-Programm entsprechend, ein Bet-Zimmer mit Gebetsteppichen... Aber auch eine Diskothek und eine Spielhalle ist vorhanden. Vielleicht aus den Ursprungszeiten der Fähre, denn die ist sehr alt - etwa unser Jahrgang, schätzen wir ;-)

Einarmige Banditen gibt es hier auch.



Auch Norbert tut die Ruhe in der Kabine gut und so treffen wir gut erholt und fit in der nicht sehr toskanischen Provinz "Katalonien" ein, die uns mit einer angenehm milden Abendluft empfängt.

In Barcelona



haben wir aufgrund der späten Ankunft ausahmsweise ein Hotelzimmer vorgebucht, das wenige Fahr-Minuten vom Hafen und Geh-Minuten vom historischen Zentrum entfernt ist. Nachdem unser Urlaub seither ja noch nicht mit Highlights gespickt war, ist in Barcelona alles einfach nur "geil"! Wenig Verkehr bis zum Hotel, großzügige saubere Straßen, die Wärme, ein nobles Hotelzimmer, ein Glas Wein auf der Dachterrasse des Hotels



mit Blick über das nächtliche Barcelona,



ein Abendpaziergenang zum "Placa Katalunya",... Die Stadt ist in diesen späten Stunden noch sehr lebendig ohne einen Anflug von Hektik.

Es gibt jede Menge Boutiquen, mit besonderer Deloration.



Cool, gell?! Zahlreiche einladende Bars haben geöffnet, bieten meist die bekannten Tappas an und sind gut besucht. Wir holen uns aber nur eine Kugel Eis und schauen auf dem Placa Katalunya dem bunten Treiben zu. Das Frühstück lässt entsprechend der Hotelkategorie keine Wünsche übrig und wir können es auf einer im Innenhof gelegenen Terrasse sogar draußen zu uns nehmen. Da die Hotels in Barcelona überwiegend erst um 12 Uhr das Verlassen des Zimmers verlangen, haben wir genügend Zeit, uns die Stadt und einige der Sehenswürdigkeiten auch bei Tag anzuschauen. Manch einer der außergewöhnlichen Bauten hat uns aber des nachts durch spezielle Beleuchtungen weit mehr beeindruckt.
Da hat wohl einer in die Stecknadeldose genießt...










Für die verbleibenden Tage haben wir den vor uns liegenden Weg in kleine Häppchen aufgeteilt und unser erster Zielpunkt auf dieser Seite des Mittelmeers ist Narbonne. Die Ausfahrt aus Barcelona ist ebenso zäh wie die Durchfahrt durch Genua, aber wesentlich weniger beengt, geordneter und dadurch weniger beängstigend und die Beschilderung ist - extra für uns - idiotensicher. Auch hier kommen wir durch Randgebiete mit riesigen Wohnanlagen, die jedoch wesentlich gepflegter und freundlicher wirken als die in den italienischen Großstädten. Dabei haben doch die Spanier so strikte Sparauflagen bekommen, weil es ihnen nicht gut ging - nicht die Italiener. Vielleicht liegt es ja an der Bevölkerungsdichte, dass die Spanier ausgeglichener und zufriedener wirken? Habe gegooglet und festgestellt, dass die Dichte in Barcelona sechsmal so hoch ist wie in Genua. Also daran liegt es nicht. Irgendwas scheinen die Italiener falsch zu machen... :-)

Und hier in "Nicht-Toskanien" fahren wir doch endlich noch über von Zypressen gesäumte Landstraßen. Auch hier gibt es Frolic-farbene Felder, allerdings mit weniger Assoziation mit bereits verdautem Hundefutter, da die Äcker nicht nur grob gepflügt sondern fein geeggt sind. Insgesamt sagt uns die Landschaft hier mehr zu als die in der viel gerühmten Toskana und wir sind dieser insgeheim dankbar, dass sie uns durch ihr ungastliches Wetter hierher getrieben hat.

Leider ist Spanien bald verlassen und wir tauchen in Frankreich ein. Ein Land, das Norbert aufgrund der zahlreichen Motorrad-freundlichen Strecken und vielen guten Erinnerungen besonders mag, mir aber aus sprachlichen Gründen schon immer etwas suspekt war. Für die Franzosen scheint es nur eine Sprache zu geben, nämlich die ihre. Ob Hinweise in Hotels und anderen öffentlichen Stellen oder Beschreibungstafeln historischer Stätten - alles in Französisch. Italienische oder spanische Worte kann man oft irgendwie herleiten und so meist wenigstens grob erkennen, um was es geht. Aber in französisch - keine Chance! Und dann die Ausdrücke, die einem hier quasi an jeder Straßenecke entgegenspringen: "Sauf"



und "Rappel" zum Beispiel.



Das "Hotel de Ville" hat nicht etwa die besten Gästezimmer der Stadt sondern ist das Rathaus. Bürgermeister solle man hier sein, dann hat man Dauerurlaub?!?! Und die Franzosen wollen wirklich ernst genommen werden?

In Narbonne scheint es keine Hotels zu geben. Endlich finden wir etwas versteckt ein kleines, provinziell wirkendes Schild. Doch leider ist die Tür verschlossen. Unser Rütteln an der Tür wurde aber gehört und der Inhaber kommt heraus und sagt, dass er das Hotel erst gekauft hat und noch am Renovieren ist. Er erklärt uns den aufgrund hauptsächlich aus Einbahnstraßen bestehenden komplizierten Weg zu einem anderen Hotel am Ort, den wir natürlich nicht so ohne Weiteres finden. Schließlich stehen wir doch vor dem besagten Haus - noch provinzieller als das vorherige. Obwohl wir inzwischen auch an einem Vier-Sterne-Hotel vorbei gekommen waren, entscheiden wir uns für dieses hier. Sicherlich auch ganz in Ordnung (Luxus ist zweitrangig) und auf jeden Fall günstiger. Ohne das Zimmer vorher anzusehen mieten wir uns ein. Oh je! Einrichtung samt Teppich aus Uromas Zeiten, düstere Farbgebung, keine Dekoration, keine funktionsfähige Heizung im Bad, Warmwasser auch nicht - nur eine Erklärung für alles auf einem Zettel an der Wand, natürlich wieder ausschließlich in französisch. Sauber, ok, aber mit dem Flair einer provisorisch zum Übernachten hergerichteten Werkstatt. Bezahlt haben wir schon. Also Motorrad-Klamotten aus, was Bequemeres an - und nix wie raus hier und ab in den Ort. Das "Zentrum" ist sehr "übersichtlich", die Bürgersteige werden gerade hochgeklappt (die örtlichen Gepflogenheiten also ebenso provinziell wie die Hotels) und uns springt aufgrund dieser "Leere" zunächst kein Lokal an, in dem wir gerne sitzen würden. Die ausgehängten Speisekarten locken auch nicht und wir fragen uns, mit was um aller Welt die Narbonne-er die angegebenen Preise rechtfertigen. Ausgerechnet das Restaurant unserer Wahl verkündet, dass ja heute Montag sei, und es deshalb nirgends Essen gäbe. Zum Glück behält er nicht Recht und wir bekommen ein Stück weiter doch noch etwas für unsere hungrigen Mägen und wir trinken uns in Voraus das Hotelzimmer mit einer Flasche Lambrusco schön. Im Hotel soll es immerhin WiFi geben. Aber auch das funktioniert nur auf Raten und ich schaffe es gerade ein bisschen Text hoch zu laden. Frühstück haben wir in weiser Voraussicht nicht gebucht, denn das ist erstens in Frankreich sowieso fast immer karg (Kaffee, Baguette, Marmelade... kein Wunder, dass die Franzosen oft recht dünn sind - und wenn sie essen, dann verteilen sie es über Stunden...) und zweitens wäre es hier in diesem Hotel sicherlich - der Ausstattung entsprechend - noch karger ausgefallen.

Dafür bedienen wir uns am umfangreichsten Buffet aller Zeiten - bei Lidl und verzehren das Frühstück an Ort uns Stelle auf dem Parkplatz. Auf den gut ausgebauten Straßen kommen wir zügig voran und weiter nach Montpellier. Den Schildern "centre ville" folgend fahren wir ins Zentrum, doch wie uns das schon so oft in Städten ging, fehlt uns der Hinweis "ici Centre" - "hier Zentrum". In der Nähe dessen, was wir als Innenstadt vermuten stellen wir das Motorrad ab neben einer nett aussehenden breiten Allee für Fußgänger ab und suchen schnellstens das nächstbeste Café auf (ich brauche ganz dringend ein gewisses Örtchen...). Wir bekommen mit, dass an unserem Nebentisch deutsch gesprochen wird und fragen, wo denn das Zentrum sei. Erfreut erfahren wir, dass wir nur durch die wenige Meter entfernte "Galerie Lafayette" hindurch müssen, um uns im Herzen Montpelliers, dem "Place de la Comédie", wiederzufinden. Das tun wir natürlich und werfen einen Blick in die Runde.



Genug gesehen - und weiter geht's. Nach dem Verlassen Montpellier's sind wir zunächst irritiert, weil sich eine weite Wasserfläche zu unserer Linken auftut, die wir für das Meer halten. Wenn das so wäre, führen wir in verkehrter Richtung. Aber der Sonnenstand sagt etwas anderes, also fahren wir erst einmal weiter. Plötzlich tauchen Hinweise auf, dass wir uns anscheinend in die Camargue verirrt haben. Und tatsächlich - plötzlich sehen wir Flamingos im Wasser stehen (die hier fast weiß sind, weil ihnen die roten Algen und Krebse als Nahrung fehlen), schwarze Camargue-Stiere und die berühmten Camargue-Pferde. Eine wilde (nicht eingepferchte) Herde steht sogar bis zu den Knien im Wasser. Voll cool! Was wir in unserem Provence-Urlaub vor zwei Jahren nicht geschafft haben bekommen wir nun so ganz nebenbei hin.

Wieder freuen wir uns am Fahren über zypressengesäumte Straße - schließlich ist es ja unser Toskana-Urlaub ;-) - und sind am Spätnachmittag an unserem zweiten Etappenziel angekommen: Avignon. Bei immer noch milden Temperaturen haben wir uns bis zur berühmten halben Brücke



aufgemacht, den Sonnenuntergang am Flussufer abgewartet und liegen nun in unserem Bett im Ibis-Hotel am Bahnhof. Drei Fenster - hintereinander, nicht nebeneinander - gibt es hier, und man muss sich den Vierkantschlüssel zum Öffnen an der Rezeption abholen. Da wir Frischluft brauchen haben wir das getan und wissen nun, wieso dieser Aufwand: Die Züge reizt wohl das offene Fenster und sie fahren nun quasi direkt durch das Zimmer. Jedenfalls hört es sich so an. Aber jetzt in der Nacht hält sich die Menge doch in Grenzen und es ist erträglich - eher, als die stickige Luft. Nur dieses doofe WiFi will wider einmal nicht funktionieren. Ich komme mit dem Blog einfach nicht weiter!

In der Nacht hat ein ordentliches Gewitter für klare Luft gesorgt und wir steuern bei strahlendem Sonnenschein einen Supermarkt an, auf dessen - wesentlich schöneren Parkplatz als dem gestrigen - wir wieder frühstücken.



Das herrliche Wetter und die Nähe zu den Straßen, die einen Motorradfahrer ins Schwärmen bringen, weichen wir von der direkten Route auf eben diese Strecken ab. Nun kommt Norbert doch noch zu dem Fahrgenuss, den er sich für diesen Urlaub von der Toskana erhofft hatte.



Die Provence (in deren westlichstem Gebiet wir uns mittlerweile befinden) ist eben doch die bessere Toskana. ;-) Da ich mich ja nicht auf die Straße konzentrieren muss habe ich immer Zeit zum Beobachten und Denken. Was macht die Provence so viel freundlicher und ansehnlicher als die Toskana? Die Straßenränder tragen sicher ihren Teil dazu bei. Oder besser gesagt, die Franzosen, die diese sauber halten. Wir fahren direkt an Stadtarbeitern vorbei, die sogar außerhalb der Ortschaften die Seiten der Straßen von angesammeltem Blattwerk, Geröll und Müll befreien. In Italien bleibt alles wo es ist und das wirkt immer etwas staubig und ungepflegt. Und sprachlicher Ressentiments ungeachtet muss man den Franzosen zugute halten, dass sie es voll drauf haben, ihre Ortschaften - ob klein oder groß - so richtig lebendig und hübsch zu gestalten. (Ich sollte mir doch mal die Mühe machen und ein paar Grundkenntnisse der französischen Sprache aneignen - leider hat sich trotz elsäßischer Vorfahren diesbezüglich nix vererbt.) Und hier sind wir beim Unterschied: Italiens Orte wirken meist trist, trostlos und verstaubt. Hier in Frankreich macht ein Blumentopf hier, eine einlade Bank dort, ein bisschen Farbe an den Fensterläden oder auch sich an den Fassaden hochwindende Rankpflanzen den Unterschied. Alles ist liebevoller gestaltet und selbst in kleinsten Gemeinden sind Leute unterwegs und Straßencafés belebt. Auffällig ist die große Anzahl der hier noch in erstaunlich gutem Zustand dastehenden (und herumfahrenden) früheren Modellen der Kleinwagen von Peugeot und Citroen. Voll goldig! Da soll mal einer was gegen die Qualität der französischen KFZ sagen. Die sind doch perfekt an ihre "Lebensbedingungen" im hiesigen rostmindernden Klima angepasst.







Auch aufgefallen ist mir, warum die ungepflügten Felder in der Toskana so sehr an eine Baustelle erinnerten. Ob in Frankreich oder Spanien sind die Äcker nach dem Pflügen genau wie in Deutschland mit Furchen durchzogen. Auch wenn diese von Feld zu Feld in eine anderen Richtung führen, ergibt sich doch der Eindruck von bearbeiteter Fläche, also von Ackerland. Nicht so in der Toskana. Da gibt es keine Furchen und die Mühe, die Erde auf ein halbwegs einheitliches Niveau zu bekommen, macht sich dort scheinbar keiner. Es sieht einfach nur aus, als habe eine Planierraupe die ersten Aushubarbeiten begonnen um eine Grünfläche für weitere Arbeitsschritte vorzubereiten. Wie schaffen die es nur, so großflächig ein solches Chaos zu veranstalten? Was einem als Sozius so alles Unnötige durch den Kopf geht... ;-)

Als Etappen-Ziel hatten wir uns die Gegend bei Lyon gesetzt, uns aber aufgrund dessen, dass uns in diesem Stadt-Moloch wieder der übliche Dauerstau durchgekaut hätte, dagegen entschieden, direkt dort Station zu machen. Wir wissen nicht genau, ab wir das nun bedauern sollen, nachdem wir eine Kleinstadt in östlicher Richtung als Nachtquartier gewählt haben, die wieder hotelfrei zu sein scheint. Mehrere gefragte Passanten schickten uns alle einmütig zu ein und demselben außerhalb liegenden Haus. Es ist wohl tatsächlich das einzige hier und das, obwohl "Ambérieu-en-Bugey" kein Popelkaff ist. Im Gegenteil, ich hatte auf der Landkarte explizit einen der größeren Punkte ausgesucht, weil man da am ehesten erwarten kann, dass Abends nicht alles tot ist. Aber das herauszufinden dürfte sich nun allein auf Grund der Entfernung erledigt haben - wir werden es nie erfahren, ob dort noch der Bär steppt. Weit und breit... nix!



Aber dafür liegen wir jetzt bequem im warmen Bett,ich habe Zeit zum Weiterschreiben und endlich eine funktionierende Verbindung ins Internet!

08.10.2015
Das Etappenziel für heute ist "Besançon" - oder ein Ort dort in der Nähe. Um zwei Minuten vor dem "last checkout" (11:00 Uhr - Die letzte Nacht begann für mich wegen des Bloggens doch recht spät :-) ) verlassen wir unseren "Salon". So jedenfalls heißt laut Aushang im selbigen unser Zimmer, das aus einem Schlafzimmer, einem Wohnzimmer und getrennten Bad und WC besteht. Nicht gerade mit neuester Ausstattung bestückt, aber dafür wirklich großzügig vom Platzangebot her. Frühstück gab's bis neun Uhr, das haben wir also knapp verpasst. ;-) Es war aber sowieso nicht im Preis inbegriffen und so steuern wir wieder einen Supermarkt in der Nähe von "Ambérieu-en-Bugey" an. Wir wundern uns über die Öffnungszeiten bis maximal 19:15 Uhr mit zwei Stunden Mittagspause. Samstag nur bis Nachmittag Tag geöffnet, dafür aber am Sonntag den ganzen Vormittag. So einen Markt sollten wir auch haben, wäre gar nicht schlecht. Das Ambiente unserer Outdoor-Frühstücke wird von Tag zu Tag besser.



Wir lassen uns von der chilligen Stimmung hier (mittlerweile hat die Mittagspause begonnen und der Parkplatz ist leer) und der Sonne, die unsere Lederkombis aufheizt, inspirieren und beschließen, den landschaftlich wesentlich schöneren Weg über kleinere Straßen entlang des Flüsschens "L'Ain" wählen. Die Gegend ist wirklich traumhaft und wir haben die Straßen wieder fast für uns alleine.





Da weder starke Gefälle oder Steigungen noch scharfe Kehren auf diesen Straßen vorkommen und auch überwiegend eine Seite ohne Berge und Bäume freie Sicht bietet, genieße auch ich Kurvenweichei den schwingenden Schräglagenwechsel, den Norbert so liebt. Es gibt nur wenige Ansiedlungen und wohl der niedrigen Bevölkerungsdichte geschuldet, auch keine sonst so zahlreich vorhandenen Cafés oder Bistros. Die sehr gepflegten Häuser stehen in großzügigen Grundstücken und viele haben Pools in den Gärten. Vielleicht sind es überwiegend Ferienhäuser gutstituierter Franzosen? Eine wunderschöne Gegend ist es ja. Ansonsten gibt es hier --- nichts.

In "Thoirette" überqueren wir die "L'Ain" und hier gibt es wieder mehr Zivilisation und ein kleines Hotel mit Café, das unmittelbar an dieser Brücke liegt und dessen Terrasse noch sonnenbeschienen ist.





Wir trinken dort einen Café au lait mit Sicht auf das Flusstal. Da die Tische ganz vorne am Geländer stehen, können wir auch das Wasser ganz dicht am Ufer fließen sehen. Plötzlich fallen uns hunderte (ja, leider wirklich) von kleinen auf der Seite liegenden Fischchen zwischen dahintreibendem Laub auf. Die meisten davon sind bereits tot, die anderen zappeln nur noch hin und wieder ganz schwach. Wir fragen den Inhaber, warum das so ist, und er meint, die Wasserqualität sei so schlecht. Seltsam, dass die Fische erst ein paar Zentimeter groß werden und dann gemeinschaftlich beschließen, dass es sich hier nicht zu leben lohnt.

Wir schauen auf der Landkarte, an welchen Orten wir uns jetzt orientieren müssen und dabei wird die Idee geboren, nicht Richtung Besançon zu fahren, sondern in die von hier aus nicht mehr allzu ferne Schweiz und Norbert's "Lieblingsmetropole" Saint-Ursanne zu durchkreuzen. Übernachtungsziel: Lörrach! Dabei durchqueren wir Teile des Jura und steigen empor auf fast 1000 Höhenmeter. Brrr! Stellenweise ganz schön kalt dort oben. Die absolut hinreißende Herbstfärbung der erstaunlicherweise bis zu den Kämmen mit Laubwald bewachsenen Bergen entschädigt jedoch für das Frieren. Ich bin heilfroh, dass die Straßen weiterhin unverändert "gleitbar" sind und ich nicht noch zusätzlich zur Kälte der Angststarre ausgesetzt bin. :-0 Zwischenstation machen wir in Morteau bei MC Donalds (Erster MCD-Hopping-Point). Dort gibt es große Touchscreen-Terminals, die aussehen wie riesige Smertohones,, an denen man seine Bestellung eingibt und den Bereich in dem man sitzt. Bezahlt wird dort auch gleich.



Die Bediensteten bringen dann die Bestellung an den Tisch. Ungewohnt, aber irgendwie auch nicht schlecht.

Als wir Saint-Ursanne erreichen, dämmert es bereits





und nachdem wir uns für den Wahnsinnspreis von 4,50 € je Tasse Milchkaffee aufgewärmt haben ist es bereits völlig dunkel. Bevor wir wieder auf das Motorrad steigen wird uns klar: wir wollen nicht übernachten. Lörrach als Ort reizt uns nicht genug und ebensowenig das Ein- und Auspacken unserer Klamotten. Einen milden Abend draußen sitzend zu genießen gibt es auch keine Aussicht. Also ab durch die Mitte und nach Hause.

Bei Hardtheim/Heitersheim



und bei Achern



"hoppen" wir dann weitere MC Donalds an um uns aufzuwärmen und vor allem die Sitzmuskulatur und den Nacken zu lockern. Trotz dieser späten Stunde hat sich an der Baustelle auf der Karlsruher Autobahn ein kilometerlanger Stau gebildet. Zum Glück sitzen wir auf dem Zweirad und Norbert schiebt uns durch die Autoschlangen. Immerhin ist es bei dieser Geschwindigkeit nicht mehr ganz so kalt. Aber das Sitzen fällt immer schwerer. Ich wünsche mich in ein Hotelbett in Lörrach :-) Weiterer Halt zum Auflockern auf dieser Hard-Core-Heimfahrt ist der Rasthof bei Bruchsal, doch uns wird klar: besser wird's nicht! Also wieder rauf auf's Bike und auf das eigene Bett freuen. In diesem liegen wir dann endlich um 2 Uhr und freuen uns, dass wir am Morgen nicht um 11 Uhr auschecken müssen ;-)

Teil 1